Paul Blau:
Kirschkerntage
Prosa-Collage, Wiesenburg-Verlag, Schweinfurt, 2013

Und dann gibt es diese Kirschbäume. Unmäßig stopfen die Jungs die vom Regen nassen, mit Tropfen behangenen roten Kugeln in sich hinein, spucken die Kerne irgendwo hinunter ins Gras, manchmal hieven sie sich in die Zweige hoch, um an noch besseren Stellen zu ernten, so verbringen sie Stunden dort oben in den Bäumen mit Blick auf den trägen schmutzigen Fluss drüben unter den gebürsteten Linien der Weinberge und auf den grauen Strich
der Veitshöchheimerstraße; gelegentlich schickt die Sonne in Form einer Spiegelung den Gruß irgendeines soeben aufgerissenen Fensters herüber, über ihnen die paar weißen Julihimmelwölkchen und die brummenden Bässe von Motoren unsichtbarer Flugzeuge. So zum Beispiel fühlen sich die Sommer an.

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